Erst hinschauen und zuhören, bevor wir reden

Öffne deinen Mund für den Stummen, für das Recht aller Schwachen!
Sprüche 31,8

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

sich einsetzen für Schwache, Hilfsbedürftige und Benachteiligte – das steht uns Christen gut an. Solidarisch sein und für die Rechte derer eintreten, die selbst nicht dazu in der Lage sind – für sie den Mund aufmachen und unsere Stimme erheben.

Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die wir an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen. Doch aufgepasst! Bevor ich meinen Mund auftue für einen anderen Menschen, für seine Bedürfnisse eintrete, sollte ich erst einmal meine Augen auftun und meine Ohren spitzen. Wir sollten erst richtig hinschauen und aufmerksam zuhören, bevor wir reden. Viel zu oft wird über Bedürfnisse von Menschen geredet, ohne zuvor mit eben diesen über ihre Situation geredet zu haben.

Immer wieder werden Forderungen im Namen Dritter formuliert, die selbst nicht zu Wort gekommen sind. Als ob wir ganz genau wüssten, was andere brauchen oder wie ihnen zu helfen ist. Die Wahrscheinlichkeit, mit unserer gut gemeinten Hilfe daneben zu liegen, ist ziemlich groß. Ganz zu schweigen davon, dass es eine Form von Entmündigung ist, ungefragt über und für andere zu entscheiden.

Ich denke an die Geschichte mit dem blinden Bartimäus in Jericho. Jesus hat es anders gemacht. Er ging nicht einfach hin und heilte ihn. Sondern er sah ihn sich an und fragte ganz direkt: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“ (Markus 10,51)

Ihr Pfarrer Andreas Klett-Kazenwadel, Ispringen

Quelle: Dekanatsrundbrief