Monatsspruch Oktober 2024
Die Güte des Herrn ist's, daß wir nicht gar aus sind,
seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende,
sondern sie ist alle Morgen neu,
und deine Treue ist groß.
(Klagelieder 3, 22-23)
Liebe Leserin, lieber Leser,
der hier spricht, ist fast verwundert: „Ich darf leben! Mein Leben wird erhalten! Jeden Morgen darf ich aufstehen und mein Tagwerk beginnen.“
Für ihn ist es alles andere als selbstverständlich, dass er leben darf.
Und wir? Wenn unser vermeintlich „normales“ Leben gestört wird oder wir aus der Bahn geworfen werden,
klagen wir dann und sehen es als unser Recht an, unbeschädigt von Tag zu Tag weiterzuleben? Werden wir bitter, zynisch oder hart, nach dem Motto: „Da muss ich durch. Das Leben ist keine Vergnügungsreise“?
Dieser Beter aus den Klageliedern wird angesichts des Todes und der Bedrohung des Lebens nicht zum Pessimisten. Er verzweifelt nicht und stumpft nicht ab, sondern drückt eine tiefe Freude aus: „Die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind.“
Er blickt auf Gott, der mit den Menschen Erbarmen hat und ihnen Leben und Lebenssinn geben will, so verfahren auch unser Leben ist. Daher staunt er über die Güte Gottes und freut sich über das riesige Lebens-Geschenk, das er tagtäglich bekommt: Jeden Morgen neu 86.400 Sekunden Zeit.
Pfarrerin Dr. Dagny von der Goltz, Nöttingen
Quelle: Dekanatsrundbrief