Monatsspruch Juni 2025

Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.
(Apostelgeschichte 10, 28)

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Mir aber hat Gott gezeigt, dass man keinen Menschen unheilig oder unrein nennen darf.“ (Apostelgeschichte 10,28). Dieser Satz aus dem Mund des Petrus markiert eine entscheidende Weichenstellung in der Geschichte der Christenheit. Die ersten Christen verstanden sich als Juden. Sie sollten sich – soweit es irgend ging – fernhalten von nichtjüdischen Menschen. Diese galten ihnen als unrein.

Wobei „unrein“ kein Begriff der Hygiene oder Sauberkeit ist, vielmehr geht es um eine innere, seelische Reinheit. Wer diesen „Heiden“ zu nahe kam, machte sich selbst unrein. Er war damit nicht mehr gemeinschaftsfähig, war ein Ausgestoßener. In einer Offenbarung nun wird ausgerechnet Petrus von Gott selbst zu einem Heiden geschickt.

Als er sich wehrt, macht ihm Gott deutlich, dass diese Unterscheidung von reinen und unreinen Menschen in Jesus Christus keine Gültigkeit mehr hat. Das war dann auch die grundlegende Weichenstellung, die die „Heidenmission“ erst möglich gemacht hat. Ohne diese Weichenstellung wäre der christliche Glaube wohl kaum nach Europa gekommen.

Zurzeit beschleicht mich der Eindruck, dass es in unserer Gesellschaft wieder zu einer Unterscheidung von „reinen“ und „unreinen“ Menschen kommt, auch wenn man es nicht mit diesen Begriffen ausdrückt. Aber ich erlebe unsere Gesellschaft als zunehmend gespalten. Man bewegt sich fast nur in den eigenen Kreisen. Und vor allem im politischen Bereich werden die Andersdenkenden zunehmend zu „Unreinen“ – mit denen man besser keine Gemeinschaft hat und das Gespräch abbricht.

Vielleicht kann uns hier der Monatsspruch motivieren, zu versuchen, solche Grenzen zu überwinden. Der Apostel Petrus jedenfalls war da schon einmal viel weiter.

Ihr Dekan Jürgen Huber, Mühlacker

Quelle: Dekanatsrundbrief